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Wir pfeifen auf Euer Lied vom Tod:
Die Welt zu den USA, während die Amerikaner sich bereitmachen, Falludscha dem Erdboden gleich zu machen

(11/04)

Über den Menschen der Stadt Falludscha schwebt Bushs Damoklesschwert, bereit, den aufgestauten Zorn zu entfesseln, von dem sein verworrener Verstand meint, er sei ihm nun mit dem zweifelhaften Wahlsieg erlaubt. Dies ist die bizarre Welt in der Kugel, in der die meisten Amerikaner leben. Mit Vorwärts Christi Streiter im Chor und einer faden anfeuernden Presse geht der Kreuzzug unvermindert weiter, während der Abscheu der Welt weiterhin wächst.

Ja, die Amerikaner haben Wahlen, und Kandidaten haben oft verschiedenen Ansichten zu wichtigen Themen. Aber vergesst die Teilung in blaue und rote Staaten, ein Kunstprodukt des antiquierten amerikanischen Wahlsystems aus den Zeiten der Sklaverei. In dieser Gewinner-kriegt-alles-Verzerrung wird der Geographie selbst Leben eingehaucht, was einer Schar von Mininationalismen ermöglicht, Trugbilder von der amerikanischen Mentalität zu erschaffen. Fakt ist, dass Amerikaner in "blauen Staaten" vermutlich auch für Bush gestimmt haben, und fast genauso viele in den "roten Staaten" haben für Kerry gestimmt, den "linken" Kandidaten. Ändert das irgendwas? Naja, wenn man zu dieser Suppe noch die Tatsache zufügt, dass wegen der Vertretung im Senat noch hundert Extrastimmen über das Rezept des Wahlmännerkollegiums gestreut werden und beachtet, dass Wyoming und Kalifornien jeweils zwei Stimmen in dieser mittelalterlichen "Demokratie" bekommen, ist die Verzerrung komplett. Der amerikanische Konservativismus ist zwar tief greifend, aber auch übertrieben, und Cheneys Konzernkreuzzügler marschieren triumphierend auf eine neue Welle der Zerstörung zu.

Natürlich ist es wichtig, den Gestank nicht zu vergessen, der von dieser faulen Wahl aufsteigt. Die amerikanischen Faschisten, die ja schon glaubten, sie hätten den Auftrag des Herrn, denken nun, sie hätten den des amerikanischen Volkes. Nicht dass ein wahrer Gläubiger eine andere Imprimatur als erstere bräuchte, aber hey, schaden kann es nicht. Zum Glück ist diese Betonung dessen, was Das Amerikanische Volk will, eine Besessenheit, die allen Parteien gemein ist, die am Wahlschwindel teilhaben. In guten wie in schlechten Zeiten ist ein Auftrag des amerikanischen Volkes gleichbedeutend mit einer Berufung durch Gott, daher dürfen sie nun Falludscha einebnen und die anderen Ziele auf ihrer Wunschliste abhaken.

Aber, wie wahre Krieger, ist die Wahl für diese Verrückten nicht mehr als ein Blinken auf dem Monitor, ein Sandkorn auf dem Weg zur Weltherrschaft. Was ist die echte Faschistenreaktion auf die aktuelle Nachricht, dass eure Invasion 100,000 Leben gekostet hat? Na, selbstverständlich die Vorbereitungen für das Töten von weiteren Hunderttausend. Erinnert Euch an Kissingers eiskaltes Gespräch auf den Nixonbändern, wo sie ganz beiläufig darüber redeten, wie viele sterben würden, wenn sie die Bombardierung der Dämme im Norden Vietnams anordneten: "…ein paar Hunderttausend … Das ist ein Haufen Leute."

Während also amerikanische Wähler noch viel Aufhebens über das winzige Problem machen, ob der Wille dieses Volkes überhaupt zählt, sind schon Pläne auf dem Weg, schön weit entfernt einem anderen Volk das Lebenslicht zu Tausenden auszulöschen. Die Gleichgültigkeit gegenüber diesem heraufziehenden Massaker ist genauso grausam wie verblüffend. Kein Wunder, dass das eher "esoterische" Thema des abgereicherten Uranstaubs nicht auf den Radarschirmen zu sehen ist. Die meisten Amerikaner können ja nicht mal den Mut aufbringen zu sagen, dass das bevorstehende Falludschamassaker falsch ist. Ein Beitrag bei NPR, dieser Bastion liberaler Medien, ließ kürzlich Experten darüber diskutieren, wie man am besten eine Stadt mit 300,000 Einwohnern einäschert. Wären wohl die Luftstreitkräfte am effektivsten, oder wären Häuserkämpfe nötig? Hmmm… echt schwierige Frage!

Taub gegenüber dem aufziehenden Terror für die Einwohner Falludschas und blind für die unvermeidlichen Konsequenzen sehen wir zu (oder meistens eher nicht), wie Luftangriffe das kleine Nazzal Emergency Hospital, das von einer saudischen Hilfsorganisation geführt wird, in Schutt und Asche legen. Rebellen schlagen mit einer Welle von Angriffen auf breiter Front im ganzen Zentralirak zurück und töten dabei über 30 und verwunden fast 60 andere, darunter über 20 Amerikaner.

Es ist ein nervöser Tick von mir, einen Song beständig im Kopf zu hören, wie ein musikalischer "Worry Stone". In den letzten Tagen war das Bob Dylans "God On Our Side" (Übers.: Gott auf unserer Seite). Und aus gutem Grund. Einige der Soldaten, die sich zum Sturm auf Falludscha bereithielten, beteten zu Jesus und hörten christlichen Rock. Colonel Gary Brandl vom United States Marine Corps sagte dazu: 'Der Feind hat ein Gesicht. Es ist das Gesicht Satans. Er ist in Falludscha, und wir werden ihn vernichten.' 

Die erschreckende Dummheit dieser Kommandanten spiegelt sich in der Mentalität der Ranghöheren (offensichtlich - daher Gitmo und Abu Ghuraib). Neulich in einem Interview von Ron Suskind mit einem Assistenten Bushs wurde das deutlich. Zunächst salbaderte der etwas von der großen Kluft zwischen denen, welche die Realität schaffen (wohl Bush und seine Engel) und denen, die sie einfach nur beobachten. Er benutzte sogar den Begriff "realitätsbasierte Gemeinschaft", was ich auf eine seltsame Art ziemlich passend und ironisch finde. Ich habe den faschistischen Kern von Bushs Junta immer auf der anderen Seite einer Realitätskluft gesehen - ich habe es nur nicht so ganz auf die gleiche Weise gemeint.

Wenn man so darüber nachdenkt, ist es nicht besonders lustig. Das ist eine Psychose, eine Art Massenhysterie, die viele Millionen Amerikaner in ihren Bann geschlagen hat. Die Wahl, die Stimmen, die Kampagne - um ganz ehrlich zu sein, ist das alles sowieso ziemlich irrelevant - eine gigantische Verschwendung von Zeit und Geld. Bevor auch nur die erste Stimme ausgezählt wurde, war die Zukunft der USA für die nächste Generation schon vorherbestimmt, nicht durch das Wahlergebnis, sondern durch den Krieg im Irak. Das ist immer noch das Zentrum des Bösen in der modernen Welt, wie Ronald Reagan vielleicht aus dem Jenseits flüstern würde. Natürlich hat Betrug eine Bedeutung. Aber wir müssen uns für die Realität bereitmachen, dass der Ansturm auf Falludscha erfolgen würde, egal wer gewonnen hätte. Die Mehrheit und Mandate sind mächtige Waffen in den Händen der Tyrannen; aber wie viele Faschisten sind ausreichend wenig? Hitler brauchte nur 30% für seinen Rutsch Richtung Weltuntergang.

Und die Amerikaner sind schon auf dem Weg. Das Gemetzel in Falludscha wird ein entscheidender Moment im Zusammenbruch des amerikanischen Imperiums, der über die nächsten hundert Jahren nachringen wird. Das ist kaum übertrieben; die Welt hat die Arroganz und Schikane der USA schon jetzt satt. Und es wird bald unermesslich viel schlimmer…. 

Manchmal übertreibt es mein Tick und die Lieder in meinem Kopf ergeben ein Medley. Dylan fragt "how many deaths will it take 'til he knows…(Übers.: wieviele Tote braucht es, bis er erkennt)" Aufkeimende Hoffnung überzeugt mich, dass wir den Sturz in die Hölle, der uns zu gebühren scheint, immer noch abwenden könnten, und die sandinistische Hymne ermahnt mich: "Nuestro pueblo es el dueño de su historia/Architecto de su liberación (Übers.: Unser Volk ist der Herr seiner Geschichte/ es ist der Architekt seiner Befreiung)." Kurz darauf reißt mich Paul Simons zynische Ballade wieder zurück in die "realitätsbasierte" Gemeinschaft: "God bless the goods we were given/And God bless the US of A/God bless our standard of living/--Let's keep it that way/ Have a good tiiiiiime… (Übers.: Gott schütze die Waren, die uns gegeben wurden/Und Gott schütze die USA/Gott schütze unseren Lebensstandard/ Das wollen wir so beibehalten/ Viel Spaß dabei...)"

© 2004 Daniel Patrick Welch. Nachdruck gestattet mit Nennung des Autors und Link zu danielpwelch.com. 
Ubersetzung von Chris Hoffman

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Autor, Sänger, Linguist und Aktivist Daniel Patrick Welch lebt und arbeitet in Salem, Massachusetts, mit seiner Frau, Julia Nambalirwa-Lugudde. Zusammen leiten sie The Greenhouse School.